Milei siegt und verramscht Argentinien an die Wall Street
Perspektive und Einschätzung hängen wieder einmal vom eigenen Standpunkt ab: Wirtschaftsliberale und Wirtschaftskonservative sowie Börsianer jubilieren: Der „libertäre“ Turbokapitalist Javier Milei wird Präsident Argentiniens. Aus der Perspektive tief gläubiger Finanzkapitalisten mag der Jubel berechtigt sein – aus der Perspektive der argentinischen Bevölkerung ist es eine absolute Katastrophe.
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Der finale Ausverkauf Argentiniens an die globale Milliardärsclique ist für erstere, in den Worten von Apollo News, ein „Erdrutschsieg der Freiheit“. Und man lässt uns dort auch noch wissen, „warum der Erdrutschsieg der Freiheit so wichtig ist“ […]: „Mit Milei siegt in Argentinien auch eine pro-westliche Politik“. Westen = Freiheit, wer wüßte das nicht.
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Fragt sich nur: Um wessen Freiheit geht es hier?
Um die Freiheit und das Wohlergehen sehr sehr weniger, soviel ist sicher. Denn zum einen hat hier nicht ein Mann des Volkes das Ruder übernommen, sondern ein Mann des Weltwirtschaftsforums, der nur als Protegé von Milliardären in sein neues Amt kommen konnte, worauf Ernst Wolff uns in einem Tweet hinweist:
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„Follow the money: Eduardo Eurnekian, der Gönner des neuen argentinischen Präsidenten #JavierMilei, ist wie #Milei selbst ein Contributor des #WEF , sein Unternehmen Corporación América International ein Partnerunternehmen des WEF“.
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Zum anderen verfolgt er als solcher eine Privatisierungsagenda, welche die Staats- und Wirtschaftsressourcen des Landes binnen kürzester Zeit dem Einfluss der Bevölkerung entziehen und der Nutzung (Ausbeutung) durch internationale Konzerne und Finanzwirtschaft und damit durch die Supervermögenden dieser Welt zuführen wird:
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„Die Aktien argentinischer Firmen in Wall Street schnellten nach dem Wahlsieg erst einmal in die Höhe. Und Milei gab noch Sonntag Nacht seine ersten Maßnahmen bekannt: Privatisierung des Erdölkonzerns YPF sowie des nationalen TV, Radio und Nachrichtenagentur. Das ist bezeichnend, denn die YPF-Aktien könnten einen ansehnlichen Batzen Geld einspielen. Vor allem Katar ist interessiert. Und es war sicher kein Zufall, dass erst im Januar der Emir von Katar seinen Freund Mauricio Macri (der Milei die konservativen Wählerstimmen besorgt hatte) besucht und gemeinsam mit ihm Vaca Muerta inspiziert hatte, die Erdgasvorkommen in Neuquén.“
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So beschreibt das Overton Magazin die ersten Reaktionen der Finanz- und Wirtschafts-„Eliten“ des „freien Westens“ – zu dem offenbar auch Katar zählt.
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Den Argentiniern wird im Zuge der vorgeblich freiheitlichen Agenda Mileis nicht nur ihr Staat weggenommen (Milei will ihn mit der Kettensäge zerstückeln), sondern ihr Land. Das ist wörtlich und umfassend zu verstehen und ein Modell, welches auch andere Länder bald erleben werden oder bereits erleben. Im Beitrag des TKP-Magazins wird dieses Modell anhand eines auch für Nichtvolkswirte nachvollziehbaren Beispiels klar erkennbar:
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„Wohin könnte der anarchokapitalistische Kurs von Milei führen? Vielleicht gibt das Konzept der „Charter Cities“ eine Vorstellung. Dabei kaufen Superreiche ganze Landstriche, geben sich eine eigene Verfassung und bauen sich eine eigene Stadt auf.“
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Einen leisen Verdacht, dass es ungemütlich werden könnte für die Argentinier, die nicht an den Finanzmärkten ihr Geld verdienen, hat selbst Sebastian Thormann, der Autor des Apollo News Beitrags:
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„Eins steht fest: Die Argentinier hatten genug von der jahrelang linken Wirtschaftspolitik, die das Land in eine schwere Wirtschaftskrise mit Rekordinflation trieb. Milei soll jetzt mit liberaler Politik dagegen halten. Klar, die kann ein wenig eine Schocktherapie sein, aber vielleicht braucht das Land, gebeutelt von Jahren linker Politik, jetzt genau so etwas.“
– Na dann: Glückauf.
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Der argentinischen Bevölkerung jedenfalls stehen sehr harte Zeiten bevor. Angesichts der traditionell hohen Protestbereitschaft dort ist ein baldiger Bürgerkrieg wahrscheinlich.